Erol Özkaraca, Raed Saleh & der Chef vom Campus Rütli Klaus Lehnert

An der Kepler-Schule wird um 8.10 Uhr die Eingangstür abgeschlossen – nicht aus Sicherheitsgründen, sondern um die Schüler zu zwingen, pünktlich zu kommen. Das erzählt Schulleiter Wolfgang Lüdtke SPD-Fraktionschef Raed Saleh und Erol Özkaraca, die zusammen mit Schulstadträtin Dr. Franziska Giffey die Integrierte Sekundarschule besuchen. Fast alle Kinder kommen aus Familien mit sehr geringem Einkommen oder Hartz-IV-Bezug. Lüdtke berichtet von den Schwierigkeiten, Lehrer für die Schule zu gewinnen. Von einer Gesamtelternversammlung, die er in einer Telefonzelle abhalten könne, weil sich Eltern nicht für die Schule ihrer Kinder interessieren.

Bei allen Problemen ist der Schulleiter kein Schwarzmaler. Im letzten Jahr wurde ein Neubau für die Mensa eingerichtet, am Tag des Besuchs von Saleh weihte die Schulstadträtin eine Lernküche ein. Aber manches Klassenzimmer könnte renoviert werden. Saleh und seine Fraktion haben jüngst die Verdopplung der Mittel für die Schulsanierung durchgesetzt. Der Schulleiter wünscht sich weniger Bürokratie, mehr Schulsozialarbeit und mehr Lehrer.

Wünsche, die der Fraktionsvorsitzende öfter zu hören bekommt. Auch an der Grenze von Neukölln zu Treptow, wo Saleh auf dem Schulfest spricht. Stolz stellt ihm der Schulleiter der Hans-Fallada-Grundschule, Carsten Paeprer, eine Lernwerkstatt vor. Schüler präsentieren Ergebnisse, man zeigt sich beeindruckt und redet über die Probleme, das Projekt weiter zu finanzieren. Auch um den Zuzug von Familien aus Bulgarien und Rumänien geht es – an der Fallada-Schule machen diese Kinder ein Viertel der Schüler aus. Man sei offen für alle Kinder, aber bei dieser Anzahl brauche man mehr Sprachmittler.

Auf dem Campus Rütli trifft Saleh dann Bezirksbürgermeister Heinz Buschkowski und Klaus Lehnert, den Campus-Leiter. Die Schule, 2005 bundesweit durch einen Brandbrief bekannt geworden, ist mittlerweile ein Vorbild für erfolgreiche Schulpolitik. Dabei hat sie keine bessere Lehrerausstattung und die Sozialstruktur hat sich nicht verändert – aber sie ist mit dem Kiez verwachsen. Gemeinschaftsschule, Vernetzung im Kiez, Motivation durch den Neustart, Ganztagsbetreuung und teilweise auch neues Personal – das sind die Rezepte. „Wir sind in Schulen gegangen und haben was gelernt“, stellen Saleh und Özkaraca am Ende des Tages fest. „Unsere finanzielle Schwerpunktsetzung bei den Schulen ist richtig. Aber gerade Brennpunktschulen brauchen noch viel mehr Unterstützung.“

Licht und Schatten – Zu Besuch in Neuköllner Schulen