Sie wollen im Handwerk, im Einzelhandel, als Flugbegleiter oder mit Kindern arbeiten. Das erfuhr der SPD-Fraktionsvorsitzende und Spandauer Abgeordnete Raed Saleh von einer zehnten Klasse der Travenschule, die ihn am 15. April im Parlament besuchte. Es war bereits der sechste Besuch von Schülern Abschlussjahrgangs der Travenschule. Nach einer Führung stand ein Gespräch mit dem Fraktionsvorsitzenden auf dem Programm. „Wenn ihr keine Fragen stellt, stelle ich Euch Fragen“, sagte Saleh nach einer kleinen Vorstellungsrunde – die Namen der Schülerinnen und Schüler hatte er sich schnell gemerkt.
Raed Saleh erzählte zunächst von seiner Reise nach Auschwitz, die er einige Wochen zuvor unternommen hatte, und die ihn noch immer bewegte. „So etwas passiert nicht wieder, wenn Eure Generation Acht gibt. Wir sind in die Demokratie hineingeboren, für uns ist sie selbstverständlich. Doch das ist sie nicht. Ihr werdet Eure Rechte immer wieder neu verteidigen müssen“, ermahnte Saleh die Gruppe. Er berichtete vom Überfall auf den Rabbi Daniel Alter, der im letzten Jahr vor den Augen seiner kleinen Tochter verprügelt wurde. „Warum haben sie ihn denn verprügelt?“, fragte ein Schüler. „Ohne Grund, nur, weil die Täter Juden hassen“, gab Saleh zur Antwort.
Von da an begann der Fraktionsvorsitzende, Demokratie in der Praxis zu erklären. „Politik betrifft Euch immer, auch im Alltag.“ Also sprachen die Jugendlichen ihre alltäglichen Probleme an. Ob Trinker auf den Spielplätzen, die Öffnungszeiten der Jugendclubs oder Gewalt in den Kiezen – die Jugendlichen lernten, dass diese Alltagserfahrungen politisch sind. Und dass sie sich einbringen können, um etwas zu ändern. Die Besucher befragten Saleh dann auch persönlich. Ob ihm seine Arbeit Spaß mache? Warum er Politik macht? Spaß mache der Job meistens, aber nicht immer, denn vor allem lange Sitzungen könnten auch nerven, gab Saleh zu. Als Grund für sein Engagement nannte er die Idee des sozialen Aufstiegs: „Ich glaube nicht daran, dass der Weg von Menschen vorgegeben sein muss.“